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Ungezügelte Onaniewettkämpfe an Deck eines Schiffes10, lüsterne Griffe eines Pfarrers in die Hose seines Ministranten11 sowie die Problematik der unterdrückten Sexualität und deren Personifizierung in der Jungfrau Maria kennzeichneten von nun an den Fortgang unseres Unterrichtes. Nun war Heinrich in seinem Element. Ein lebensnaher, weit ausgedehnter historischer Abriß über das Phänomen der Onanie12 sollte wohl den Gegenwartsbezug dieser Lektüre verdeutlichen, geriet aber insofern nicht überzeugend, als daß er methodisch und perspektivisch etwas schief formuliert war. Dieses empfanden wir als nicht weiterführend, weshalb wir eine sechswöchige Pause einlegten, um das bisher Gelernte anhand von E. Hemmingways "Fiesta"13 zu verinnerlichen. Wie gut uns dieses gelungen war, zeigte sich auf der bald darauf folgenden Tutorenfahrt, auf der sich Heinrich und die Seinen äußerst aufklärerisch gaben (K.)14. Solcherart gestärkt wandten wir uns, leicht dezimiert, wieder dem Aufklärungsalltag zu, nunmehr in Gestalt von E.T.A. Hoffmanns "Sandmann". Unter Heinrichs sachkundiger Anleitung wurden wir mit den Feinheiten des Voyeurismus vertraut gemacht und verfolgten begierig die Beziehung
zwischen einem Wahnsinnigen und einer Roboterfrau. Mit dem Bezug zum wirklichen Leben konfrontierte uns Heinrich dann etwas überraschend in der sich anschließenden Klausur. Ein bedeutender Psychoanalytiker15 verglich in einem Sekundärtext das im "Sandmann" häufig auftretende Augenmotiv mit dem allgegenwärtigen Kastrationskomplex des Mannes, einem der vordringlichsten Probleme des stärkeren Geschlechtes. Aufgrund unserer tiefen Betroffenheit waren wir in dieser Klausur dann auch nicht in der Lage, den von Heinrich aufgestellten Erwartungshorizont zu erfüllen.
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© 2003 by Martin Stenzig