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Werte und Normen Herms
 

Herms - Witzeleien und Nichtigkeiten

Freitag, 7.45 Uhr in Raum 40 des Gymnasiums Lehrte. Ein olivfarben getarnter Lehrkörper betritt pünktlich das Klassenzimmer. Die Hälfte des W&N-Kurses sitzt gelangweilt auf den Plätzen, die nicht anwesende Hälfte strömt in Intervallen nach...was dem Kursleiter - genauso wie regelmäßiges Fehlen - ziemlich egal ist. Nach einem kurzen unverfänglichen "Gespräch" beginnt des Kursleiter seinen wohlvorbereiteten Unterricht.
Doch erstmal stellt sich das Grundproblem! Herms: "Die Frage, die sich mir nun stellt, ist: tragen wir den Videoapperat 'rein oder gehen wir in Raum 15?" Aufgrund der optimalen Sonneneinstrahlung entscheidet man sich, nicht umzuziehen - woraufhin sogleich zwei routinierte Schüler ("Übung macht den Meister") aufspringen, um die einzig mögliche Beteiligung zu vollbringen: den Videorekorder holen! Nach einer kurzen, rein formalen, Überprüfung der Anwesenheit der Kursteilnehmer, beknieen diese den diensthabenden Spieß Herms, endlich die Video-Kassette einzulegen und sie von seiner sinnlosen Laberei zu erlösen. Der Oberleutnant versteht es, die Schüler heiß zu machen. Wie bei einem gekonnten Vorspiel vermag er es, die Spannung ins Unerträgliche zu steigern. Was wird heute im W&N-Kino gezeigt? Ein spannender Spielfilm ("Eine Frage der Ehre" - aber nur das Ende!)? Eine anti-kommunistische Satire (Herms: "Und dann wurde der arme Kiroff erschossen...aber was heißt hier eigentlich arm? War ja auch ein Kommunist!")? Eine Diskussionsrunde? Ein Dokumentationsfilm? Bart Simpson? Das ungeschnittene Rohmaterial der Filmaufnahmen von der Abiparty? Oder ist es der blutige Film "Britannia Hospital", den er uns als Super-Abschluß-Film versprochen hat, nachdem er bereits die eigentlich geplante Dokumentarserie "Gesichter des Todes" als zu brutal empfand?
Chamäleonartig wandelte sich das Kursthema nun von Film zu Film; der fehlende Zusammenhang (regelmäßige Schülerfrage: "Kontext Fragezeichen!?") des Unterrichts und der einzelnen Filme zum Kursthema wurde zum Teil auch noch durch einen Brief des Kultusministers gerechtfertigt, in dem in einem Nebensatz die positiven Wirkungen moderner Medien (VIDEO!) für die Unterrichtsgestaltung erwähnt werden.
8.30 Uhr: Der Film läuft...und läuft...läuft...DONG!...raschel, braus - alle raus.
DONG!...???
8.42 Uhr: Der Film läuft...und läuft...läuft...langsam strömen die Kursteilnehmer der Reihe nach in den Raum. Wieder eine Stunde mit zahlreichen neuen Eindrücken - filmischer Natur. Beendet werden die Stunden in der Regel vor dem regulären DONG! durch die Frage des Leiters: "Wie lange müssen wir denn noch?" - für die Kursteilnehmer das Zeichen für eine heil- und planlose Flucht, denn: Der letzte muß den Videorekorder zurückschieben.
Die nächste Stunde verläuft dann in ähnlicher Weise (ersparen wir uns also eine Wiederholung).

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© 2003 by Martin Stenzig